Trotz Corona-Pandemie und Inflation steht der deutsche Arbeitsmarkt insgesamt erstaunlich stabil da. Zahlreiche Unternehmen suchen händeringend nach neuen Mitarbeitern. Fast könnte man annehmen, das Problem der Arbeitslosigkeit schon bald komplett überwunden zu haben. Es gibt allerdings ein paar Knackpunkte. Denn die offenen Stellen sind leider nicht gleichmäßig über das ganze Land und quer durch alle Branchen verteilt. Wie ist es trotzdem möglich, die eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen?
1. Wie steht es um die eigenen Stärken und Schwächen?
Der erste Aspekt ist bereits einer der schwierigsten. Denn die Realität zeigt, dass nicht alle Menschen zu einer wirklich realistischen Selbsteinschätzung bereit und in der Lage sind. Während sich also ein hoher Prozentsatz selbst deutlich besser bewertet, als es objektiv der Fall ist, stapelt ein mindestens ebenso hoher Anteil der Menschen eher tief. Für potenzielle Arbeitgeber ist es aber wichtig, ein objektives Bild der Bewerber zu bekommen. Wer seine Stärken realistisch beurteilt und auch zu seinen Schwächen steht, hat erfahrungsgemäß schon im frühen Stadium des Bewerbungsverfahrens gute Chancen. Auch bei einem Vorstellungsgespräch gilt: Natürlich sollte man erkennbar in der Lage sein, den angestrebten Job auszuüben. Vermeintliche Alleskönner wirken aber schnell unglaubwürdig.
2. Wie ist die eigene Präsentation zu bewerten?
Die eigene Präsentation betrifft die schriftliche Bewerbung, aber natürlich auch das Auftreten bei einem Vorstellungsgespräch.
Mit möglichst vollständigen Bewerbungsunterlagen, die sich inhaltlich an keiner Stelle widersprechen, bekommt man den Fuß vergleichsweise schnell in die Tür. In der Regel wird Ehrlichkeit übrigens eher belohnt als übergroße Fantasie. Wer die Lücke in seinem Lebenslauf mit „Abhängen und Selbstfindung“ erklärt, muss im persönlichen Gespräch vielleicht mit einer hochgezogenen Augenbraue rechnen. Auch Personalchef*innen sind aber Menschen und verfügen nicht immer über eine faltenfreie Biografie. Umgekehrt besitzen sie einen siebten Sinn für kreative Ausschmückungen. Das Jahrespraktikum im Kiosk des Onkels erscheint nicht besonders glaubwürdig, sofern es sich nicht mit Fakten unterfüttern lässt.
Bei einem persönlichen Gespräch ist ein seriöses, selbstbewusstes Auftreten gefragt. Kandidaten mit einer „Hiermit bewerbe ich mich bei Ihnen als Chef“-Attitüde haben es allerdings ebenso schwer wie jene, die sich am liebsten vor sich selber verstecken würden. Dies gilt gleichermaßen für ein Gespräch im direkten Aufeinandertreffen als für eine Unterredung über Skype oder eine andere Software. Auch die gewählte Kleidung spielt in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle.
Sowohl für das Verfassen des Bewerbungsschreibens als auch für das Auftreten bei einem Vorstellungsgespräch lohnt sich eventuell ein professionelles Training. Dabei kommen alle Aspekte, bei denen noch Verbesserungsbedarf erkennbar ist, schonungslos auf den Tisch. Das ist nicht immer angenehm, ist für die eigenen Chancen allerdings Gold wert.
3. Ist mehr Flexibilität möglich?
Flexibilität gehört zu jenen Eigenschaften, die sich nahezu alle Arbeitgeber von ihren derzeitigen oder künftigen Mitarbeitern wünschen. Die Interpretation dieses Schlagwortes fällt allerdings ganz unterschiedlich als. Meistens bezieht sie sich auf die Arbeitszeiten, andere wollen ihr Personal sowohl im Homeoffice als auch in den Betriebsräumen einsetzen können. Arbeitnehmer beziehungsweise Bewerber, die auch zu einem Umzug in eine ganz andere Region bereit wären, haben in diesem Punkt natürlich besonders gute Karten. Flexibilität muss aber auch immer einhergehen mit Qualifikation und beruflichem Ehrgeiz. Eine Flexibilität bis zur Selbstaufgabe des Bewerbers kann und wird übrigens kein seriöser Arbeitgeber erwarten. Die meisten erspüren sehr genau, ob die Flexibilität eines Bewerbers aus einer Form der Abenteuerlust heraus erwächst oder eher als notwendiges Übel mit eingepreist ist.
4. Gibt es Möglichkeiten für eine Weiterbildung?
„Lernen ist wie rudern gegen den Strom: Sobald man aufhört, treibt man zurück.“ Der Ursprung dieser Weisheit liegt im Unklaren, was die Aussage allerdings nicht schmälert. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen eine Lehre das komplette, für das Berufsleben notwendige Wissen vermitteln konnte. Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sind längst betrieblicher Alltag. Gleichzeitig erwarten Arbeitgeber aber auch von Bewerbern eine entsprechende Qualifikation. Um es deutlich zu sagen: Wer nach seiner Ausbildung 20 Jahre in anderen Jobs arbeitet, dann aber wieder in den Lehrberuf zurückwechseln möchte, wird ohne die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen kaum eine Chance auf einen Job haben.
Ein staatlich anerkanntes Fernstudium ist eine der besten Optionen, die eigene Qualifikation zu verbessern und sich neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen. Da man bei einem Fernstudium die Studierzeiten und das Lerntempo zu weiten Teilen selbst in der Hand hat, lässt es sich auch gut in den eigenen Tagesplan integrieren. Lediglich die Prüfungen müssen in der Regel in Studienzentren der Fernschulen abgelegt werden.
Je nach Wohnort und persönlicher Situation können weiterbildende Maßnahmen übrigens auch bezuschusst werden.
5. Ist die angestrebte Tätigkeit nach wie vor passend?
Eigentlich ist diese Frage naheliegend. Doch nur wenige Menschen stellen sie sich ganz offen und ehrlich. Dabei ist es kein Drama, sondern nur menschlich, wenn sich die Situation oder die persönliche Sichtweise ändert.
Der ursprüngliche Traumjob hat seinen Reiz verloren? Dann warten zahlreiche andere Tätigkeiten auf motivierte Spätberufene. Ein anderer Wohnort, ein anderes Umfeld und eine ganz andere Art, den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen, erscheinen plötzlich als erstrebenswerte Ziele?
Manchmal erscheint der eigene Schatten viel zu groß, um ihn überspringen zu können. Ein großer Teil jener Menschen, die es dennoch wagen, zeigt sich im Nachhinein aber mehr als glücklich mit dieser Entscheidung.
Fazit:
Arbeitslosigkeit oder beruflicher Stillstand ist kein unausweichliches Schicksal. Jeder hat die Möglichkeit, täglich an sich zu arbeiten und die eigenen Chancen zu verbessern. Manchmal sind es tatsächlich nur Kleinigkeiten, die großes bewirken können. Aber auch ein kompletter Neuanfang ist keine Utopie, sondern mit einem planvollen Vorgehen durchaus machbar.
Nach Beendigung einer Berufsausbildung stellt sich für viele Menschen die Frage, wie es beruflich weitergehen soll. Nicht selten besteht der Wunsch, eine höhere Qualifizierung zu erlangen, um die eigenen Karrierechancen zu verbessern und sich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln. Die Ausbildung zum staatlich geprüften Betriebswirt ist in Deutschland bundesweit anerkannt. Er gilt als der höchste Abschluss, den man ohne abgeschlossenes Studium erreichen kann. Dabei handelt es sich um eine staatlich anerkannte Weiterbildung, mit deren Abschluss gleichzeitig die Fachhochschulreife erworben wird. Es gibt mehrere Anbieter für die Seminare, darunter wird sowohl Präsenz als auch Fernunterricht angeboten. Der Vorteil dieser Weiterbildung liegt insbesondere darin, dass im Vorfeld keine branchenspezifischen Kenntnisse vorhanden sein müssen. Der Abschluss gilt als Allroundnachweis und öffnet viele Türen. Denn im Gegensatz zu den Fachwirten, für die der Betriebswirt eine gute Basis bildet, werden hier alle Themen angerissen, was die Einsatzmöglichkeiten potenziert.
Aufgaben und Tätigkeiten
Da der Fokus in der kaufmännischen Positionierung liegt, trifft man staatliche geprüfte Betriebswirte bzw. Betriebswirte IHK häufig im Büro an. Was nicht nachteilig sein muss, denn die vielfältigen Inhalte lassen sich in der Praxis sehr komplex anwenden. Je nach Branche und Schwerpunkt kann die Tätigkeit auch im Außendienst mit regelmäßigen Betriebsreisen und direktem Kundenkontakt ausgeführt werden. Die Möglichkeiten sind also breit gefächert. Hinzu kommt, dass bei guten Fremdsprachenkenntnissen auch internationale Einsätze möglich sind.
Sachbearbeitung, Ein- und Verkauf
In der Sachbearbeitung steht der direkte Kontakt mit Kunden und Geschäftspartnern im Vordergrund. Die Bearbeitung Anfragen jeglicher Art, Verträge und Support zu Produkten gehören hier ebenso zum Tagesgeschäft, wie die innerbetriebliche Dokumentation von Prozessen, Lösung von Mitarbeiterproblemen etc.
Im Ein- und Verkauf ist Verhandlungsgeschick gefragt, um die fürs Unternehmen jeweils besten Konditionen rauszuholen.
Buchhaltung und Controlling
Betriebswirte haben eine Affinität zu Zahlen, daher streben viele von ihnen einen Job im Controlling oder der Buchhaltung an. Hier bieten sich auch gute Weiterbildungsmöglichkeiten (Bilanzbuchhalter z.B.), die die Karriere dann zusätzlich ankurbeln.
Beratung und Management
Als Betriebswirt hat man Prozesse und Kosten im Fokus. Daher sehen sich Betriebswirte im mittleren Management oder in der Unternehmensberatung. Letzteres auch oft auf selbstständiger Basis.
Personalwesen, Marketing und Informatik
Aufgrund der Themenvielfalt im Studium, sind auch Einsätze in o.g. Bereichen möglich. Meist geht es hier um vertragliche Dinge und das Budget.
Betriebswirt werden
Der kürzeste und direkte Weg ist natürlich ein Studium direkt nach dem Abitur. Doch viele Interessenten, erkennen ihren Berufswunsch erst später oder können aus privaten Gründen nicht direkt studieren. Ihnen steht der sogenannte zweite Bildungsweg offen, auf dem sie eine Weiterbildung absolvieren können, die sogar mit einem Aufstiegs BAföG gefördert werden kann.
Um die Weiterbildung zu absolvieren, muss eine anerkannte Berufsausbildung mit einer anschließenden Berufstätigkeit von einem Jahr nachgewiesen werden. Aber auch ohne abgeschlossene Lehre kann die Weiterbildung aufgenommen werden. Dazu muss eine mittlere Reife mit 7 Jähriger Erwerbstätigkeit in themenrelevanten Berufen nachgewiesen werden. Eine analytische Denkweise, Zahlenverständnis sowie Kommunikationsstärke sollten das eigene Profil abrunden. Folglich sind auch persönliche Voraussetzungen wie Durchhaltevermögen, Motivation, Disziplin und Engagement Voraussetzung. Denn häufig wird diese Ausbildungsform neben dem eigentlichen Beruf durchgeführt. Das heißt, nach dem Feierabend geht es direkt weiter.
Dauer und Ablauf des Studiums
Vorgesehen sind um die 2400 bis 2800 Unterrichtsstunden im Präsenzunterricht oder Fernunterricht. Der Zeitraum erstreckt sich je nachdem eine Teilzeit- oder Vollzeitausbildung gewählt wird, über 2-3 Jahre. In Ausnahmefällen kann auch verlängert oder verkürzt werden. Einige Institute bieten sogar eine kostenneutrale Verlängerung an. Mittlerweile bieten Fernunis und Präsenzbildungsträger die Weiterbildung als flexibles Modell an, was insbesondere für beruflich und familiär eingespannte Personen sehr lukrativ sein kann. Dabei kann der Teilnehmer sein eigenes Lerntempo bestimmen und teilweise auch von zu Hause lernen.
Inhalte
Die Ausbildung vermittelt umfassende Kenntnisse in Betriebswirtschaft und fachbezogenem Wissen. Die staatlich geregelten Inhalte umfassen
- Marketing
- Mathematik und Rechnungswesen
- Personalwesen
- Controlling
- Wirtschaftsrecht
- Statistik
- Informatik
Am Ende der Ausbildung kann zudem ein Schwerpunkt gelegt werden. Je nach Ausbildungsinstitut gibt es verschiedene Optionen wie
- Logistik
- Marketing
- Controlling
- Personalwesen
- Rechnungswesen
- Wirtschaftspsychologie
- Gesundheitsmanagement
und viele mehr.
Branchen und Tätigkeit
Die Anstellung kann in Kleinbetrieben, großen und mittelständigen Unternehmen erfolgen. Voraussetzung dafür ist, dass in dem Unternehmen eine kaufmännische Laufbahn möglich ist.
Je nach Spezialisierung können auch Krankenhäuser, Touristikunternehmen, Finanzdienstleister und Werbeagenturen potenzielle Arbeitgeber sein. Auch als Berater im Consulting und Vertreter im Versicherungswesen sind der Laufbahn keine Grenzen gesetzt.
In der Praxis lassen sich Betriebswirte häufig in den Bereichen Finanzen, Controlling und Vertrieb antreffen. Wer zum Beispiel den Fokus auf Controlling gesetzt hat, dem steht einer Laufbahn bei Kreditinstituten und Banken nichts mehr im Wege. Auch der Aufstieg in die Führungsetage ist möglich.
Prüfung
Im Laufe der Weiterbildung legt der angehende Betriebswirt schriftliche Prüfungen sowie Projektarbeiten und Hausarbeiten ab. Der Umfang und die Häufigkeit richten sich nach der Prüfungsordnung des jeweiligen Weiterbildungsinstituts. Bei einigen Anbietern sind auch Gruppenarbeiten in Form von Präsentationen oder Projektarbeiten möglich. Die regelmäßige Teilnahme an den Vorlesungen und Seminaren sowie die umfangreiche Durcharbeitung aller Studienmaterialien sollten vor Anmeldung zur Abschlussprüfung vertieft worden sein.
In der Regel wird die Prüfung an einer staatlich anerkannten Einrichtung, das heißt direkt beim Ausbildungsinstitut oder bei einer kooperierenden Einrichtung abgelegt.
Am Ende der Ausbildung werden schriftliche Prüfungen vor der IHK abgelegt. Mit dem erfolgreichen Bestehen wird der Titel staatlich geprüfter Betriebswirt oder staatliche geprüfte Betriebswirtin verliehen.
Tipp: Die IHK bietet ausführliche Infos und sogar Musterprüfungen für die Vorbereitung an. Grundsätzlich ist die Zulassung zur Prüfung nicht an einen Kurs gebunden, wer es sich zutraut, kann sich auch ohne Seminar anmelden und die Prüfung ablegen.
Gute Berufsaussichten dank der Praxiserfahrung
Betriebswirte sind auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt und haben die Aussicht auf viele interessante und abwechslungsreiche Tätigkeiten. Durch den zusätzlichen Erwerb der Fachhochschulreife kann anschließend ein weiteres Studium aufgenommen werden. Zum Beispiel in Form eines verkürzten akademischen Bachelorstudiums. Einige Institute bieten im Anschluss an den staatlichen geprüften Betriebswirt auch den direkt Einstieg in ein Masterstudium an einer englischen Partnerhochschule an. Besonders vorteilhaft für Berufstätige ist, dass nach einer erfolgreichen Absolvierung der Abschlussprüfung diese häufig im bereits angestellten Unternehmen verbleiben können, da die Inhalte der Weiterbildung breit gefächert sind und entsprechend an die eigene Tätigkeit und Kenntnisse aus dem eigenen Unternehmen angepasst werden können.
Doch aufgrund der Praxiserfahrung, die Betriebswirte IHK in der Regel mitbringen, sind Arbeitgeber an ihnen sehr interessiert und ziehen sie teilweise den Absolventen von Universitäten sogar vor.
Verdienstmöglichkeiten und Gehalt
Die Verdienstmöglichkeiten variieren je nach Branche, Bundesland und natürlich auf Verhandlungsbasis. Wer sich gut verkauft, kann im Durchschnitt ein Jahresgehalt von 36.000 bis 50.000 Euro brutto kassieren. Bei einem Aufstieg ins mittlere und obere Management kann sich dieses sogar auf bis zu 100.000 Euro brutto im Jahr erhöhen.